Sogar in professionellen Übersetzerforen werden die Begriffe gerne verwechselt: Übersetzungssoftware und Übersetzungsmaschinen. Ich möchte in diesem Eintrag nur auf die Unterschiede zwischen den beiden eingehen, ich werde mich später dem Thema Übersetzungsmaschinen – oder Machine Translation, MT – viel detaillierter widmen. Meines Erachtens haben sie nämlich durchaus ihre Daseinsberechtigung, und außerdem gibt es ein paar lustige Anekdoten zu erzählen.
Übersetzungssoftware ist ein Programm, das uns Übersetzern die Arbeit erleichtert. Ich persönlich arbeite mit der Übersetzungssoftware SDL Trados Studio 2021. Eine Übersetzungsmaschine hingegen ist ein Programm, das Texte automatisch ohne Hilfe des Anwenders übersetzt. Die meisten kennen zum Beispiel Google Translate oder Deepl.
Übersetzungssoftware speichert meine Arbeit in einer Datenbank und erlaubt es mir, bei zukünftigen Übersetzungen darauf zurückzugreifen. So kann ich nachschlagen, wie ich ein bestimmtes Wort für einen bestimmten Kunden in der Vergangenheit übersetzt habe, ich kann mir aber auch Übersetzungsvorschläge für meine aktuelle Arbeit geben lassen. Beispiele? Bitte schön:
Letzte Woche habe ich folgenden Satz übersetzt:
„Press the green button to continue“ – „Zum Fortfahren auf die grüne Taste klicken“
Diese Woche kommt von einem anderen Kunden:
„Press the blue button to continue“
Die Sätze sind fast identisch, nur die Farbe des „Buttons“ unterscheidet sich. Meine Übersetzungssoftware zeigt mir also meine Übersetzung aus der letzten Woche an, unterstreicht das Wörtchen „grün“ und schlägt im besten Fall sogar ein Ersetzen durch „blau“ vor.
Ich kann auch nachschlagen, wie ich letzte Woche das Wort „Button“ übersetzt habe: War es „Schaltfläche“ oder vielleicht doch „Taste“ oder gar „Knopf“?
Ich arbeite mit SDL Trados Studio 2021. Das ist wohl bei weitem die am weitesten verbreitete Übersetzungssoftware. Aber es gibt auch andere Programme: MemoQ, WordFast, Star Transit …
Einige Kunden arbeiten auch mit Online-Übersetzungswerkzeugen. Mir ist bisher noch keines begegnet, das es mit Trados aufnehmen kann. Der Nachteil dabei besteht fast immer darin, dass man meistens tatsächlich nur mit Internetverbindung arbeiten kann. Das kann schon mal recht langsam werden, und manche Programme zwingen den Übersetzer sogar, ihre Übersetzungen in Mini-Felder einzutippen, ohne Rechtschreib- oder Grammatikkontrolle, ohne die üblichen Tools, die die Texteingabe erleichtern.
Übersetzungssoftware hat noch viele weitere Funktionen und erleichtert uns Übersetzern immer mehr die Arbeit. Ähnlich wie zum Beispiel mein Smartphone kann Trados erraten, wie ich einen Satz fortsetzen werde, und es gibt unter anderem auch die Möglichkeit, Glossare oder Übersetzungsmaschinen zu verwenden.
Übersetzungsmaschinen übersetzen Text ohne (viel) Hilfe des Menschen. Google Translate ist ein Beispiel dafür, das die meisten wahrscheinlich kennen werden. Im oben aufgeführten Beispiel klappt es gut:
„Press the green button to continue“ wird korrekt zu „Drücken Sie die grüne Taste, um fortzufahren„.
Bei idiomatischen Ausdrücken wird es jedoch schon schwieriger:
„Er hatte keine Ahnung von Tuten und Blasen“ wird zu „He had no idea about Tuten and Blasen„.
Google Translate ist hier offensichtlich überfordert. Deepl, eine andere Übersetzungsmaschine, von der ich übrigens viel halte, ist ebenso überfordert. Sie ist etwas kreativer:
„He had no idea about toots and bubbles.“
Die Qualität der Übersetzungsergebnisse hängt zu einem ganz großen Teil von Qualität und Art des Ausgangstextes ab. Dazu aber mehr in einem anderen Blog. Man benötigt jedoch auf jeden Fall einen menschlichen Übersetzer, der die Arbeit kontrolliert, und da oft grammatikalisch hübsche Sätze generiert werden, besteht die Gefahr, dass man kleine, aber fatale Fehler übersieht.