Elke, die Übersetzerin

Ich fand Sprache immer schon toll. Meine Mutter, die zwei Jahre als Au-pair-Mädchen in England verbracht hatte, erklärte mir die ersten englischen Worte; ich gehöre zu den Kindern, die schon vor dem ersten Schultag Sesamstraße mit englischen Untertiteln sahen.

Später führte meine Teenagerliebe zu einem amerikanischen Popsänger dazu, dass ich mich für die englische Sprache begeisterte: Ich wollte unbedingt verstehen, was er da sang, verstand aber erst später, dass seine Songs fast alle keine Originale waren und wenig von seiner Seele preisgaben.  Aber egal, der Grundstein war gelegt.

Ich hatte gute Lehrer: Mein Leistungskurslehrer Mister Querberitz verstand schnell, dass ich zwar schüchtern, aber alles andere als unfähig war, und ließ mich zu Beginn jeder Unterrichtsstunde einen kurzen englischen Text vorlesen, was dazu führte, dass ich für den Rest der Stunde genug Adrenalin im Blut hatte, um meine Qualitäten auch verbal zum Ausdruck zu bringen.

Ich muss etwa 14 oder 15 gewesen sein, als „Dallas“ im deutschen Fernsehen Furore machte, und da mir mein Englischlehrer sowieso empfohlen hatte, englische Bücher zu lesen, begann ich, „The Ewings of Dallas“ handschriftlich zu übersetzen. Einfach so, aus Spaß.

Genau das beschreibt meine Leidenschaft für Sprache und Kommunikation, die ich heute noch lebe. Mittlerweile habe ich viele Jahre im Ausland verbracht, in den USA – in Frankreich, in Belgien – und habe mein Übersetzer-Diplom gemacht. Zum Talent ist viel theoretisches Fachwissen hinzugekommen, und durch die vielen Auslandsaufenthalte kann ich mir auch auf die Schultern klopfen, wenn es um das Verständnis vor allem der amerikanischen Kultur geht. Ich kann auf sage und schreibe 35 (in Worten fünfunddreißig!) Jahre Übersetzererfahrung zurückblicken und habe mir viele Techniken angeeignet, die mir das Lösen von Übersetzungsproblemen (dazu später mehr, das ist eigentlich Sinn und Zweck meines Blogs) heute enorm vereinfachen.

Ich liebe das Wunder der Sprache. Ich habe Spaß daran zu lernen, wie unterschiedlich ein und derselbe Sachverhalt in den einzelnen Sprachen ausgedrückt wird: In Deutschland fährt man zum Beispiel U-Bahn, in den USA reitet (to ride) man sie. Die Franzosen geben ihren Maschinen gerne weibliche Vorzeichen, obwohl die französische copieuse, der Kopierer, für mich so gar nichts Weibliches an sich hat. Ich genieße es, mich mit den Einheimischen in den USA, Frankreich, Belgien, Spanien, Italien, in der Türkei und vielleicht eines Tages auch Thailand frei in ihrer Landessprache unterhalten zu können, um ihre Kultur noch besser zu verstehen. Kommunikation ist mein Leben.

Kommunikation ist für mich aber auch Schreiben, und damit sind wir wieder beim Thema. Im optimalen Fall ist Übersetzen für mich kreative Arbeit. Marketing-Texte sind meine Spezialität, ich kenne die Macht der Worte und bin stolz darauf, damit umgehen zu können. Aber ich schreibe nicht nur im Job. Wenn ich richtig viel Zeit habe, verfasse ich auch Kurzgeschichten, und eines Tages schaffe ich es vielleicht auch, ein Buch zu veröffentlichen.

Ich liebe die vielfältigen Inhalte, die mir eine enorme „Spezialbildung“ verschaffen. So lerne ich über meine Texte Maschinen kennen, von denen Otto Normalverbraucher noch nie gehört hat. Ein Text stößt mich mit der Nase unsanft in das Thema Nachhaltigkeit, während ein anderer mir schmeichelnd erklärt, dass es eben doch wirksame Anti-Aging-Cremes gibt. Nicht selten bekomme ich bei der Arbeit an einem neuen Thema Lust, mich intensiver damit zu befassen. Aus der Übersetzung von Strickanleitungen wurde ein selbstgestrickter Pulli, die Website über Krustentiere machte mir Heißhunger auf Shrimps.

Mein Job gibt mir die Freiheit, überall zu arbeiten, wo ich es will, ob es nun zu Hause an meinem Schreibtisch ist oder im Golf von Mexiko unter Palmen. Ich erwische mich dabei, auch am Wochenende an interessanten Texten zu „knobeln“, es kann jedoch genauso auch vorkommen, dass ich mir mittwochnachmittags freinehme, um mir den Wind um die Nase wehen zu lassen und über das menschliche Potenzial nachzudenken, das in dem Text von vorgestern so intensiv erklärt wurde.

Lange Rede, kurzer Sinn: Ich liebe meinen Job!