Lustige Übersetzungsfehler

Bei der Korrektur von Übersetzungen anderer Übersetzer, aber auch beim Verwenden von Übersetzungsmaschinen, fallen mir immer mal wieder Fehler auf, die tatsächlich dazu führen, dass ich laut lachen muss. Hier eine Auswahl, die ich nach und nach ergänzen werde:

Übersetzung ohne Sinn und Verstand: „Cross Body Bag“:
Das Bild oben zeigt, was man bei Amazon kaufen kann, wenn man „Leichensack“ eingibt. Das ist augenscheinlich ein gängiger Fehler der maschinellen Übersetzung, die für Amazon-Artikel leider viel zu häufig verwendet wird. Mir ist diese Übersetzung tatsächlich im TM (Translation Memory, Datenbank mit bereits vorhandenen Übersetzungen) eines meiner Kunden begegnet, und es scheint, da war kein menschlicher Übersetzer mit Hirn am Werk. Gemeint war eine Umhängetasche. Tatsächlich ist „Leichensack“ eine mögliche Übersetzung des englischen Begriffs „body bag“. Im Modekontext allerdings eine eher unwahrscheinliche Option. Ein menschlicher Übersetzer hätte jedoch bemerken müssen, dass ein Modeunternehmen wahrscheinlich keine Leichensäcke als Modeartikel verkauft?!

Eine Maschine denkt nicht: „Beileid zu Ihrem Ableben“:

Zunächst einmal sprechen wir Ihnen unser tief empfundenes Beileid zu Ihrem Ableben aus“: Das war die automatische Übersetzung, die mir Deepl.com für den ersten Satz eines Kondolenzschreibens vorschlug. Ich saß sprachlos vor meinem Rechner. Klingt zumindest grammatikalisch wie gutes Deutsch, nicht wahr? Offensichtlich glaubt die Deepl-Übersetzungsmaschine, sie könne mit Verstorbenen sprechen. Ich musste wirklich laut lachen. Das Original (Französisch) hieß übrigens: „Avant toute chose, nous vous présentons nos plus sincères condoléances face au décès qui vous touche“. Gestorben war also nicht der Ansprechpartner selbst, sondern einer seiner Liebsten.

Häufige gemachte Fehler (HGF) ;-)

Jeder Übersetzer läuft Gefahr, sich zu sehr von seinen Ausgangstexten beeinflussen zu lassen –  und natürlich auch, generell Fehler zu machen. Je mehr Erfahrung und Zeit man hat, umso geringer ist dieses Risiko, dennoch aber existiert es, und deshalb beauftragen gute Übersetzungsagenturen gerne einen zweiten Übersetzer, der die Übersetzung mit dem Original vergleicht, mögliche Fehler behebt und den Zieltext letztendlich bereit für die Veröffentlichung macht. Man nennt das 4-Augen-Prinzip. Wenn Agenturen die DIN EN 15038:2006 erfüllen wollen, ist das Korrekturlesen sogar zwingend erforderlich.

Deswegen nehme ich ab und  zu auch Aufträge zum Korrekturlesen an. In letzter Zeit (Datum heute 07.06.2023) häufen sich jedoch derartige Aufträge, und ich werde das Gefühl nicht los, dass die Agenturen kostengünstige, unerfahrene oder einfach schlechte Übersetzer einsetzen und sich dann auf einen guten Übersetzer berufen, der diese miesen Texte dann rettet.

Hier eine Liste der Fehler, die mir immer wieder auffallen. Da ich es satt habe, immer wieder dieselben Fehler zu korrigieren, hoffe ich natürlich, dass dem einen oder anderen Übersetzer beim Lesen meines Textes die Schuppen von den Augen fallen und er oder sie diese(n) Fehler nicht mehr macht.

Ich werde hier nicht auf normale Probleme wie Grammatik, Rechtschreibung oder Terminologie eingehen. Auch wenn derartige Fehler natürlich ebenfalls von erfahrenen Übersetzern gemacht werden, sollte man nicht darüber diskutieren müssen. Es geht mir hier um Fehler, die (meines Erachtens) gemacht werden, weil die Übersetzer zu sehr am ausgangssprachlichen Text kleben und/oder Wissenslücken haben. Meine unvollständige Liste bezieht sich darüber hinaus auf Übersetzungen aus dem Englischen, Niederländischen und Französischen.

  1. Übernahme der (stilistischen) Fehler (oder auch Eigenheiten) der Ausgangssprache: Insbesondere bei Auflistungen fällt mir dieses Problem auf. Autoren sind nachlässig, wenn es darum geht, Listen einheitlich zu gestalten, und so sehe ich in jeder Sprache häufig Listen, deren Gliederungspunkte willkürlich groß oder klein beginnen, mit oder ohne Satzzeichen enden und darüber hinaus auch noch uneinheitliche Elemente enthalten, wie z. B. eine Mischung aus Substantiven und Verben.
    Ich verstehe es als meine Aufgabe als Übersetzer, einen möglichst perfekten Text zu verfassen, und dazu gehört für mich auch die Korrektur von ausgangssprachlichen Fehlern.
  2. Viele Übersetzer wissen nicht, dass im Deutschen zwischen Zahl und Einheit ein (geschütztes) Leerzeichen zu stehen hat. So heißt es „50 % und „3 kg“ und nicht „50% und „3kg.
    In diesem Zusammenhang fällt mir auch auf, dass die Dezimaltrennzeichen aus der Ausgangssprache übernommen werden. Es ist schlicht und einfach falsch, „wir machen einen Umsatz von €50,000 zu schreiben. Es sind „€ 50.000“!
  3. Das Englische verwendet in Passivsätzen gerne das kleine Wörtchen „you. Immer wieder sehe ich, dass das mit „du“ übersetzt wird, was aber meistens falsch ist. Es muss „man“ heißen: „Man hat meistens Durst, wenn man viel geschwitzt hat“ und nicht „Du hast meistens Durst, wenn du viel geschwitzt hast.
  4. Und noch eine englische Eigenheit, die nicht wörtlich so ins Deutsche übernommen werden kann: Im Englischen wird gerne „they verwendet, wenn das Geschlecht nicht klar ist. „The agency pays fast. They are wonderful!“
  5. Sehr lustig ist es, wenn Einheiten umgerechnet werden und der deutsche Satz dann lautet: „Der Stab ist ca. 457,2 cm lang. Das sind ca. 5 Yard. Wie wäre es mit Auf- bzw. Abrunden?
  6. Falsche Freunde: Viele ausgangssprachliche Worte sehen aus wie deutsche Worte, und deshalb werden sie ohne weiter darüber nachzudenken auch so übernommen. Nur leider heißt „eventually“ nicht „eventuell“, sondern „nach und nach„, und auch „Respect kann nicht immer mit „Respekt“ übersetzt werden. „Chance ist im Englischen neutral („50 percent chance of rain) und darf deshalb nicht unüberlegt mit „Chance“ übersetzt werden, sondern eher im Sinne von „Möglichkeit“.
  7. Es werden keine deutschen Anführungszeichen („“) verwendet, als Gedankenstrich („–“) kommt häufig der Bindestrich („-“) zum Einsatz. Das liegt natürlich zum ganz großen Teil an den verwendeten Texteditoren, bei denen es umständlich oder gar unmöglich ist, diese Zeichen zu verwenden. Trotzdem ist darauf zu achten!
  8. Fortsetzung folgt! Mir ist übrigens bewusst, dass dieser Text (wahrscheinlich) noch Tippfehler enthält, und ich habe beim Korrekturlesen Fehler im Hinblick auf die Silbentrennung gesehen. Das werde ich nach und nach korrigieren, wenn ich kapiert habe, wie ich so etwas in diesem System hier einstellen kann.

 

Begriffserklärung: Übersetzungssoftware oder Übersetzungsmaschine?

Sogar in professionellen Übersetzerforen werden die Begriffe gerne verwechselt: Übersetzungssoftware und Übersetzungsmaschinen. Ich möchte in diesem Eintrag nur auf die Unterschiede zwischen den beiden eingehen, ich werde mich später dem Thema Übersetzungsmaschinen – oder Machine Translation, MT – viel detaillierter widmen. Meines Erachtens haben sie nämlich durchaus ihre Daseinsberechtigung, und außerdem gibt es ein paar lustige Anekdoten zu erzählen.

Übersetzungssoftware ist ein Programm, das uns Übersetzern die Arbeit erleichtert. Ich persönlich arbeite mit der Übersetzungssoftware SDL Trados Studio 2021. Eine Übersetzungsmaschine hingegen ist ein Programm, das Texte automatisch ohne Hilfe des Anwenders übersetzt. Die meisten kennen zum Beispiel Google Translate oder Deepl.

Übersetzungssoftware speichert meine Arbeit in einer Datenbank und erlaubt es mir, bei zukünftigen Übersetzungen darauf zurückzugreifen. So kann ich nachschlagen, wie ich ein bestimmtes Wort für einen bestimmten Kunden in der Vergangenheit übersetzt habe, ich kann mir aber auch Übersetzungsvorschläge für meine aktuelle Arbeit geben lassen. Beispiele? Bitte schön:

Letzte Woche habe ich folgenden Satz übersetzt:
„Press the green button to continue“ – „Zum Fortfahren auf die grüne Taste klicken“
Diese Woche kommt von einem anderen Kunden:
„Press the blue button to continue“
Die Sätze sind fast identisch, nur die Farbe des „Buttons“ unterscheidet sich. Meine Übersetzungssoftware zeigt mir also meine Übersetzung aus der letzten Woche an, unterstreicht das Wörtchen „grün“ und schlägt im besten Fall sogar ein Ersetzen durch „blau“ vor.
Ich kann auch nachschlagen, wie ich letzte Woche das Wort „Button“ übersetzt habe: War es „Schaltfläche“ oder vielleicht doch „Taste“ oder gar „Knopf“?

Ich arbeite mit SDL Trados Studio 2021. Das ist wohl bei weitem die am weitesten verbreitete Übersetzungssoftware. Aber es gibt auch andere Programme: MemoQ, WordFast, Star Transit …

Einige Kunden arbeiten auch mit Online-Übersetzungswerkzeugen. Mir ist bisher noch keines begegnet, das es mit Trados aufnehmen kann. Der Nachteil dabei besteht fast immer darin, dass man meistens tatsächlich nur mit Internetverbindung arbeiten kann. Das kann schon mal recht langsam werden, und manche Programme zwingen den Übersetzer sogar, ihre Übersetzungen in Mini-Felder einzutippen, ohne Rechtschreib- oder Grammatikkontrolle, ohne die üblichen Tools, die die Texteingabe erleichtern.

Übersetzungssoftware hat noch viele weitere Funktionen und erleichtert uns Übersetzern immer mehr die Arbeit. Ähnlich wie zum Beispiel mein Smartphone kann Trados erraten, wie ich einen Satz fortsetzen werde, und es gibt unter anderem auch die Möglichkeit, Glossare oder Übersetzungsmaschinen zu verwenden.

Übersetzungsmaschinen übersetzen Text ohne (viel) Hilfe des Menschen. Google Translate ist ein Beispiel dafür, das die meisten wahrscheinlich kennen werden. Im oben aufgeführten Beispiel klappt es gut:
Press the green button to continue“ wird korrekt zu „Drücken Sie die grüne Taste, um fortzufahren„.
Bei idiomatischen Ausdrücken wird es jedoch schon schwieriger:
Er hatte keine Ahnung von Tuten und Blasen“ wird zu „He had no idea about Tuten and Blasen„.
Google Translate ist hier offensichtlich überfordert. Deepl, eine andere Übersetzungsmaschine, von der ich übrigens viel halte, ist ebenso überfordert. Sie ist etwas kreativer:
He had no idea about toots and bubbles.“

Die Qualität der Übersetzungsergebnisse hängt zu einem ganz großen Teil von Qualität und Art des Ausgangstextes ab. Dazu aber mehr in einem anderen Blog. Man benötigt jedoch auf jeden Fall einen menschlichen Übersetzer, der die Arbeit kontrolliert, und da oft grammatikalisch hübsche Sätze generiert werden, besteht die Gefahr, dass man kleine, aber fatale Fehler übersieht.